Wiederholt an die Spitze kommuniziert

Das Jahr 2023 hat für den Kommunikationsleiter Hanspeter Krüsi und sein Team nicht nur mit einem Jubiläum (50 Jahre Kommunikation), sondern auch mit einer weiteren Auszeichnung aufgewartet. Zweitbester Mediensprecher der Schweiz über alle Branchen hinweg. Bester Mediensprecher aller Kantonspolizeien. So die Titel, die durch ein Ranking von Medienschaffenden im Magazin «Schweizer Journalist:in» verliehen worden sind. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Auszeichnungen?

Es ist etwas vor 7 Uhr im Klosterbezirk von St.Gallen. Die Touristen strömen noch nicht durch die Zeughausgasse, keine Influencerin posiert vor der schönen Kulisse. Im Büro mit Blick auf ebendiese Gasse, strahlen die Bildschirme schon hell. Üblicherweise sogar alle, die da auf den Pulten stehen. Das ganze Team ist schon da. Es geht aber noch ruhig zu und her. Der verantwortliche Pikett-Sprecher ist gemeinsam mit der Praktikantin oder dem Praktikanten intensiv am lesen. Beim Lesestoff handelt es sich um das Einsatzjournal der letzten 24 Stunden. Das können je nach Nacht, die gerade hinter dem Morgen liegt, über 300 Fälle sein, welche die Kantonspolizei St.Gallen beschäftigt haben. Die Fälle werden routiniert, einer nach dem andern, überflogen. Das Hilfeersuchen einer besorgten Bürgerin wegen einer zugelaufenen Katze wird für die Publikation nicht berücksichtigt. Der Brand von gestern Nachmittag oder der Verkehrsunfall mit Verletzten im gestrigen Feierabendverkehr hingegen schon. Hier ein Einbruch, da ein Umweltereignis, dort eine Festnahme oder einige Schnellfahrer. Nach und nach zeichnet sich ab, über welche Fälle heute eine Medienmitteilung verfasst wird. Gut und gerne eine Stunde nimmt nur schon diese tägliche Auswahl in Anspruch. Dafür ist man nachher top informiert und weiss, wo im Kanton der Schuh drückt und kennt die Lage rund um diverse Themen. Danach wird geschrieben und spätestens um 11 Uhr hallt es durchs Büro: “I bi parat. Du au? Lömmers use?”. Die Medienmitteilungen werden publiziert. Rund 1’300 pro Jahr sind es. Manchmal eine am Tag. Ganz selten mal keine. Und dann wieder an einem Tag ein glattes Dutzend. Man weiss nie, was einen erwartet.

Spätestens nach dem Klick auf “Senden”, wenn die Medienmitteilungen die Redaktionen erreichen, wird der Grund für die Bezeichnung “Mediensprecher” klar – wenn nicht schon vorher und wegen anderen Anfragen an die Kantonspolizei St.Gallen das Telefon mehrfach klingelte. Medienschaffende stellen Fragen zu den Mitteilungen, wollen noch dieses und jenes Detail wissen. Radiojournalist/-innen wollen Statements für die News. Und nicht selten kommt eine Videojournalistin vorbei, um mit der Kamera auch ein Statement aufzuzeichnen. Auch sammeln sich gleichzeitig im Mail-Postfach Mitteilungen an. Schriftliche Anfragen zu Fällen oder zu anderweitigen polizeilichen Themen. Es müssen Statistiken erstellt oder bei Fachabteilungen angefordert werden. Die Fristen sind meist kurz. Das Thema ist heute und jetzt aktuell. Doch was tut sich eigentlich bei den polizeilichen Fällen?

Am Nachmittag wird zur Beantwortung dieser Frage nochmals das Einsatzjournal durchgesehen. Von einigen Fällen wurde man als Mediensprecherin schon vor der Sichtung des Einsatzjournals informiert. Die Kantonale Notrufzentrale St.Gallen, eine sehr wichtige Partnerin des Mediensprechers, hält die Abteilung Kommunikation immer auf dem Laufenden. Nehmen im Kanton St.Gallen Fälle mit mehreren involvierten Blaulichtorganisationen, mit verletzten Personen oder unter speziellen Umständen ihren Anfang, erfährt der piketthabende Mediensprecher nach den Patrouillen als Erster davon.

Meist als Letzte verlässt die Pikettsprecherin dann auch das Büro. Und zwar dann wenn sichergestellt ist, dass die letzte schriftliche Frage beantwortet ist, der Unfall im Feierabendverkehr doch nicht den Heimweg blockiert und das Administrative auch endlich mal nachgeholt wurde.

Zu Hause beim Nachtessen mit Partner und Familie ist nicht jeden Abend Entspannen und Herunterfahren angesagt. Die Kommunikation und ihre Sprecher/-innen sind rund um die Uhr für Journalisten erreichbar. Werden rund um die Uhr von der Notrufzentrale auf dem Laufenden gehalten. Im Schnitt einmal wöchentlich endet der Abend nicht im Bett, sondern irgendwo im Kanton St.Gallen an einem Ereignisort. Sei dies nun ein schlimmer Unfall, ein grosser Brand, ein schweres Delikt oder sonst ein Ereignis, an dem Medienschaffende interessiert sind und vor Ort gehen. Auch da steht ein Mediensprecher vor die Kameras und erklärt der Bevölkerung die Arbeit der Polizei und der Partnerorganisationen, schreibt noch in der Nacht eine Medienmitteilung, veröffentlicht Bilder. Und als ob die Nächte nach solchen Einsätzen nicht schon kurz genug wären, ab 5 Uhr in der Früh ist der Mediensprecher nicht selten wieder am Telefon. Die Morgennews im Radio möchten schliesslich auch ganz genau wissen, was sich letzte Nacht zugetragen hat. Also gibt man mit nur einer rasierten Gesichtshälfte oder immer noch im Pyjama, das erste Interview des Tages, bevor dann um 7 Uhr die Stille der Zeughausgasse wieder Zeugin einer neuen Lesestunde im Polizeijournal wird.

Aber was ist nebst viel Arbeit nun das Entscheidende und hat mutmasslich zu diesem Preis beigetragen? Es ist die Freude an der Arbeit. Der Stolz, mit dem man die Arbeit verrichtet und vor Kameras und Mikrofonen die Kantonspolizei St.Gallen vertritt. Die Freundlichkeit trotz Müdigkeit, Stress und den Themen, die man schon tausend Mal erklärt hat. Die guten Kontakte zu den Medienschaffenden, die man teilweise schon jahrelang immer wieder am Telefon hat oder trifft und zu denen ein respektvolles und wertschätzendes Verhältnis entstanden ist. Und das Team, das auch einen mal mehr, mal weniger genervten Pikett-Mann wieder auf den Boden holen kann. Sei es durch ein Spässchen, das einen zwangsläufig zum Lachen bringt oder weil der, der eigentlich anderes vorhat, freundlicherweise die Medienmitteilungen schreibt. Das schönste ist, wenn man gemeinsam darauf zurückblicken kann, was man alles zusammen erreicht hat. Im 2023 waren es 50 Jahre Kommunikation und eine weitere Auszeichnung.

Hanspeter Krüsi durfte im Rahmen der Auszeichnung mehrere Interviews geben. Was er dabei erzählt hat, kann hier nachgelesen werden (teils Bezahlartikel).

St.Galler Tagblatt: Kantonspolizei St.Gallen hat 2023 den zweitbesten Mediensprecher schweizweit (tagblatt.ch)

Bodensee Nachrichten (Teil 1): Bodensee Nachrichten: «Polizist werden war schon immer mein Bubentraum» (bodensee-nachrichten.ch) Bodensee Nachrichten (Teil 2): folgt am 30.11.2023