Übergangslösung Notruf- und Einsatzzentrale (ÜL-NEZ)

Das Einsatzleitsystem der Kantonalen Notrufzentrale (KNZ) kommt 2024 ans Ende seines technischen Lebenszyklus und muss erneuert werden. Mit dem Projekt «Übergangslösung Notruf- und Einsatzzentrale (ÜL-NEZ)» wird beabsichtigt, ein einheitliches Notruf- und Einsatzleitzentralen-System für den Kanton und die Stadt St.Gallen zu beschaffen.

Die Kantonale Notrufzentrale (KNZ) ist seit 1999 in St.Gallen im Calatrava-Gebäude zwischen Klosterhof und Moosbruggstrasse untergebracht. Sie bearbeitet die Notrufe aus dem ganzen Kanton, die über die Notrufnummern 117 (Polizei), 118 (Feuerwehr), 144 (Sanität) und 112 (europäische Notrufnummer) abgesetzt werden. Die KNZ bearbeitet und disponiert zudem die 144er-Notrufe für die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Glarus. Täglich werden durchschnittlich 1‘325 beziehungsweise jährlich zirka 480‘000 ein- und ausgehende Telefonanrufe sowie rund 51’000 Funkgespräche geführt. Darin sind pro Tag etwa 314 beziehungsweise pro Jahr rund 115‘000 Notrufe enthalten. Daraus werden jährlich rund 86‘000 Fälle sowie rund 5’000 Feuerwehraufgebote ausgelöst und nachfolgend abgearbeitet.

Neue Dienste müssen abgedeckt und das Aufgabenumfeld erweitert werden. Die Infrastruktur der KNZ ist heute ausgereizt, der zusätzlich geforderte Raum- und Ressourcenbedarf kann in den bestehenden Räumlichkeiten nicht abgedeckt werden. Es wird eine umfassende Ersatzlösung für die heutige Kantonale Notrufzentrale erforderlich. Hierfür sind die Flächen und Raumkonditionen in der aktuellen KNZ nicht optimal und für die Ablösung des technischen Systems und die künftigen Arbeitsplätze unge­eignet. Akustik und Klima (Durchzugserscheinungen, Frischluftzuführung usw.) erschweren den Dienstbetrieb. Aufgrund der wachsenden Aufgaben, der gesellschaftlichen und demografi­schen Entwicklung und der dadurch zunehmenden Anrufzahlen sind das Einsatzleit- und Informationssystem (ELIS) und die Disponen­ten­­-Arbeitsplätze den neuen Gegebenheiten anzupassen. Mit Beschluss vom 15. Oktober 2019 der Kantonsregierung St.Gallen und vom 22. Oktober 2019 der Stadtregierung St.Gallen wurde die Absicht bekundet, die weitere Planung und Beschaffung eines einheitlichen Notruf- und Einsatzleitzentralen-Systems für die KNZ und die Einsatzleitzentrale der Stadtpolizei (EZ-Stapo) gemeinsam unter dem Titel «ÜL-NEZ» anzugehen. Die beauftragte Projektorganisation erarbeitete von Mitte 2020 bis Frühling 2021 die erforderlichen Grundlagen, damit ein einheitliches Notruf- und Einsatzleitzentralen-System bei der KNZ St.Gallen und EZ-Stadtpolizei sichergestellt werden kann. Der Kanton Appenzell Innerrhoden wird die gesamten Services der Notruf- und Einsatzleitzentrale bei der Kantonspolizei St.Gallen beziehen. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden bezieht die technischen Dienstleistungen ebenfalls bei der Kantonspolizei St.Gallen, wird aber weiterhin selbst eine Notrufzentrale betreiben und seine Einsatzkräfte disponieren. Im Weiteren wird der Kanton Glarus die Sanitäts-Notrufe (144) über die KNZ am neuen Standort abwickeln. Per Ende 2021 konnten die Arbeiten in den Teilprojekten weiter und die entsprechenden öffentlichen Ausschreibungen durchgeführt werden. So erfolgte der Zuschlag für die Software des Einsatzleitsystems an den Hersteller Hexagon, welcher mit dem Produkt «OnCall» die für dieses Projekt beste Lösung liefert. Die Sprachkommunikation, zu welcher Telefonie aber auch Funklösungen gehören, wird durch die Firma Super Computing Systems realisiert. Abschliessend wird mit der Applikation «E3» von Ethelred die Dienstplanung und die Verfügbarkeit des gesamten Korps sichergestellt. Der geplante Budgetbeschluss über den Sonderkredit ebnet den Weg für eine Realisierung der neuen Notruf- und Einsatzzentrale, deren Bezug auf 2024 festgelegt ist.