Projekt Aufbauorganisation

Die 24-Stunden-Gesellschaft, die gestiegene Komplexität der Ereignisse, aber auch die immer grösser werdende Dynamik der heutigen Zeit stellt die Kantonspolizei St.Gallen bei der Ereignisbewältigung und vor allem bei der Ereignisführung vor immer grösser werdende Herausforderungen. Aus diesem Grund wurde das Projekt «Aufbauorganisation» ins Leben gerufen.

Die Kantonspolizei St.Gallen sollte auf künftige ausserordentliche Bedrohungslagen gut vorbereitet sein. Um dies sicherzustellen, wurde durch Oberst Dr. Bruno Zanga, Kommandant der Kantonspolizei St.Gallen, am 17. Dezember 2017 das Projekt «Aufbauorganisation» ins Leben gerufen. Dies waren die Ziele des Projektes:

Schaffung einer Ausbaumöglichkeit der Führungsorganisation vom polizeilichen Normalfall zum Spezialfall (Aufbauorganisation).

Ausarbeiten eines einheitlichen, regionen- und hauptabteilungsübergreifendes Vorgehens.

Definition der erforderlichen Aus- und Weiterbildung.

Verbinden der einzelnen bestehenden Dossiers und Aufgaben, die im Zusammenhang mit der Bewältigung der besonderen polizeilichen Ereignisse stehen.

    In fünf Teilprojekten wurden verschiedene Konzepte erarbeitet und durch die Geschäftsleitung der Kantonspolizei St.Gallen verabschiedet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Kantonspolizei verfügt nun über eine einheitliche Definition der Aufbauorganisation bei einer eskalierenden Lageentwicklung sowie über klare Regeln der entsprechenden Führungsverantwortung je nach Eskalationsstufe. Was einfach klingt ist in Tat und Wahrheit eine grosse Herausforderung. Gerade bei spontanen, schwerwiegenden Ereignissen, die von Natur aus in einer Anfangsphase sehr chaotisch und dynamisch sein können, ist das neue Konzept ein grosser Mehrwert auf allen Führungsstufen.

    Zudem wurde das Informationsmanagement optimiert. Gerade in einer hektischen Lagebewältigung fliessen unglaublich viele Informationen, einige davon mit essentieller Aussagekraft, andere als Falschmeldungen und wieder andere als operative wichtige Meldungen für einzelne Anspruchsgruppen des Einsatzes ein. Dieses Informationsmanagement auch bei einem Grossereignis im Griff zu haben, ist für die Polizei eine grosse Herausforderung, für welche die Kantonspolizei St.Gallen nun definierte Prozesse geschaffen hat.

    Essenziell ist ausserdem, dass innerhalb der Kantonspolizei während der Lagebewältigung mit einer einheitlichen Terminologie gearbeitet wird. Dadurch können Missverständnisse weitgehend verhindert werden. Ebenfalls im Projekt angepasst wurden die Richtlinien in Bezug auf die strukturierte Nachbearbeitung von Einsätzen. Im Weiteren wurde die zielgruppen- und bedürfnisgerechte Aus- und Weiterbildung im Bereich der Ereignisbewältigung definiert. Abschliessend konnte ein Führungshandbuch erarbeitet werden, das künftig als Grundlage für das einheitliche Vorgehen bei der Ereignisbewältigung/-führung dient.

    Nachhaltige Verbesserung – Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten wurde die neue Kaderstelle «Leiter Einsatzdoktrin und Führungsentwicklung» geschaffen. Zwischen November 2020 und Juni 2021 wurden im Rahmen der Initialisierungsschulung die fast 1’000 Mitarbeitenden der Kantonspolizei zielgruppengerecht in der neuen Doktrin ausgebildet. Diese Grundausbildung reichte je nach Funktion von einem E-Learning bis maximal sieben E-Learnings und zusätzlich einem Tag praktischer Umsetzung. Im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses werden die Mitarbeitenden der Kantonspolizei St.Gallen künftig im Bereich der Ereignisbewältigung jährlich zielgruppen- und bedürfnisgerecht aus- und weitergebildet.