Social Media im Wandel

Das Jahr 2024 war nicht nur im realen Leben bewegt. Auch auf Social Media sind einige Bausteine neu geordnet worden – sogar im Mikrokosmos der Kantonspolizei St.Gallen. 

Noch nie zuvor hat die Kantonspolizei St.Gallen in einem einzigen Jahr so viele neue Social-Media-Kanäle etabliert wie 2024. Mittlerweile ist sie auf elf verschiedenen Plattformen unterwegs. Nebst Facebook, Instagram, Threads, X (vormals Twitter), TikTok, LinkedIn, YouTube und Pinterest sind WhatsApp, Bluesky und jüngst auch Mastodon dazugekommen. Diese Vielfalt spiegelt den aktuellen, rasanten Wandel der digitalen Welt wider. Einige Kanäle bedürfen deshalb einer genaueren Betrachtung.

Das Problemkind
X ist wohl die Plattform, die 2024 die meisten Schlagzeilen generierte – dies hauptsächlich wegen ihres exzentrischen Besitzers und den damit verbunden Auswirkungen auf das Medium. Gegen Ende des Jahres war sogar die Rede von einem sogenannten «X-odus», also der grossen Abwanderung von Usern. 

Trotz dieser Entwicklungen verzeichnete das Profil der Kantonspolizei St.Gallen im Jahr 2024 interessanterweise einen Follower-Zuwachs. Allerdings hatte dieser Anstieg keine grossen Auswirkungen auf die Reichweite des Kanals. X war und ist in der Ostschweiz nicht so stark etabliert, als dass die Plattform im Gesamtmix der Kanäle einen grossen Einfluss hätte.

Eine entscheidende Frage stellt sich trotzdem: Ist es weiterhin sinnvoll, an dieser Plattform festzuhalten? Die Kantonspolizei St.Gallen vertritt den Standpunkt, dass eine Präsenz als Polizei nötig ist. Bürgerinnen und Bürger, welche die Plattform nach wie vor nutzen, sollen eine direkte Möglichkeit zur Ansprache haben. Zudem gewährleisten die über die Plattform veröffentlichten Medienmitteilungen transparente Informationen aus erster Hand – etwas, was X sonst oft abgesprochen wird.

Messenger-Dienst
Kurz vor dem Jahreswechsel 2023/24 wurde er eröffnet, Anfang Jahr dann ausgerollt. Die Rede ist vom WhatsApp-Kanal der Kantonspolizei St.Gallen. 

Mit WhatsApp-Kanälen hat der Facebook-Konzern Meta eine weitere Möglichkeit zur Verbreitung von Informationen an eine grössere Zielgruppe etabliert. Auch die Kantonspolizei St.Gallen nutzt diese Möglichkeit, um darüber eine tägliche Zusammenfassung ihrer Medienmitteilungen anzubieten. 

Der Kanal ist aufgrund der immer noch ausstehenden Verifizierung durch Meta leider noch nicht über die offene Kanalsuche auffindbar. Dennoch konnte die Anzahl der Follower bis Ende Jahr auf über 700 User gesteigert werden. 

Die Neuen
Ebenfalls neu dazugekommen sind Kanäle auf Bluesky und Mastodon – zwei Alternativen zu X, die aufgrund der Negativschlagzeilen um den Ur-Kurznachrichtendienst als dessen Nachfolger gehandelt werden. 

Die Plattformen ähneln in ihrem Stil und der Bedienung sehr stark der Konkurrenz, auch wenn sie technisch teils anders aufgebaut sind. Auch die Profile der Kantonspolizei St.Gallen bieten daher identische Inhalte an.

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Das Spannende an diesen Kanälen ist primär, die Entwicklungen beider Plattformen von Beginn an zu beobachten. Zudem haben Bürgerinnen und Bürger mit dem Einstieg auf eine dieser Plattformen wiederum eine direkte Möglichkeit zur Kontaktaufnahme sowie Zugang zu Informationen aus erster Hand.

Besonders gegen Ende des Jahres war auf Bluesky ein leichter Follower-Zuwachs zu verzeichnen, der sich eins zu eins mit dem Weltgeschehen und den damit verbundenen Schlagzeilen über den «X-odus» deckte. Klar, die Zahlen sind mit etwas über 40 Followern noch sehr klein, dennoch ist im Mikrokosmos der Kantonspolizei St.Gallen eine Veränderung zu beobachten. 

Klassiker der Verkehrserziehung!🚦Diese Präventionsbilder stammen aus den Jahren zwischen 1950–1970 und zeigen, wie die Polizei damals auf wichtige Themen aufmerksam gemacht hat.🚸💡 Welches Bild gefällt euch am besten? 👀💭 [Quelle: Staatsarchiv St.Gallen A 565-2.5.2] #tbt #verkehr #sicherheit

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— Kantonspolizei St.Gallen (@kaposg.bsky.social) 30. Januar 2025 um 07:00

Das jüngste Kind im Portfolio des Facebook-Konzerns Meta, nämlich der Kurznachrichtendienst Threads, befindet sich immer noch im Aufbau. Dennoch folgen bereits 2’000 User dem Kanal der Kantonspolizei St.Gallen, um sich auf dieser Plattform über die Geschehnisse im Kanton St.Gallen zu informieren.


Voll im Trend
Nicht unbestritten aber in Sachen Reichweite beachtenswert, ist TikTok. Hier folgen über 7’300 Personen dem Profil der Kantonspolizei St.Gallen. Ungeschlagen ist das Video der Konfetti-Grüsse in Wil – eine Antwort auf ein mit Konfetti gefülltes Polizeiauto an der Wiler Fasnacht. Das Video erzielte über 720’000 Ansichten und sorgte für einen Zuwachs von 1’221 Followern. Auch eine Kampagne zum Einbruchschutz oder die Sensibilisierung zum Umtausch des blauen Führerausweises erzielten zwischen 200’000 und knapp 300’000 Ansichten. Der Kanal ist zudem aus demografischer Sicht interessant und hebt sich dadurch von anderen Plattformen ab: Während die Followerschaft der anderen Kanäle zunehmend älter wird, ist die jüngere Zielgruppe auf der angesagten Videoplattform präsent. Hier entstehen zahlreiche Interaktionen und es werden Fragen geäussert, die andernorts nicht gestellt worden wären.

@kaposg

Wer jetzt noch im Besitz eines blauen Führerausweises ist, sollte diesen baldmöglichst umtauschen. Ab November 2024 ist der blaue Führerausweis nicht mehr gültig, was zu einer Busse führen kann, wenn du ihn nicht rechtzeitig umtauschst. #polizei #führerausweis #führerschein #umtausch

♬ Originalton – Kantonspolizei St.Gallen

Und die Altgedienten?
Hierzu passt wohl das Sprichwort «Totgesagte leben länger». Der mit Abstand reichweitenstärkste Kanal der Kantonspolizei St.Gallen ist immer noch Facebook. Mit über 48’500 Followern führt die Plattform nicht nur bei den Abonnentenzahlen, sondern erzielt auch die grösste, sogenannte Engagement-Rate – eine Kennzahl, welche die Aktivitäten und Interaktionen der User misst. So haben Beiträge der Kantonspolizei St.Gallen im Jahr 2024 insgesamt knapp 82’000 Reaktionen (Likes, etc.) und über 11’000 Kommentare erzielt. 

An zweiter Stelle folgt mit über 15’000 Followern Instagram. Auch hier sind die Anzahl Reaktionen (über 67’500) und Kommentare (knapp 6’000) beachtenswert.

Daneben betreibt die Kantonspolizei St.Gallen noch Profile auf YouTube und Pinterest. Die Google-Videoplattform YouTube dient primär als technische Plattform zur Weiterverwendung der Videoinhalte, während Pinterest für Sammlungen von präventiven Inhalten verwendet wird. Hierzu wurde bereits berichtet.

Über alle Sozialen Medien sind so knapp 217’000 Reaktionen und über 21’000 Kommentare zusammengekommen.

Fortschrittlich, effizient und ressourcenschonend
Die Kantonspolizei St.Gallen setzt bei ihrer Social-Media-Arbeit auf fortschrittliche und damit effiziente und ressourcenschonende Prozesse. Ein zentraler Bestandteil ist beispielsweise die Ereigniskommunikation, sprich die Verbreitung der Medienmitteilungen: Diese erfolgt automatisiert über sämtliche Plattformen und generiert damit nahezu keinen Arbeitsaufwand.

Ausserdem nutzt die Kantonspolizei St.Gallen ein Social-Media-Management-Tool, welches eine plattformübergreifende Verwaltung von Beiträgen und Kommentaren ermöglicht. Dadurch lassen sich nicht nur Beiträge Tage oder Wochen im Voraus planen, sondern auch eine einheitliche Tageszusammenfassung automatisiert veröffentlichen – auch hier ganz ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand.

Wohin geht die Reise?
Das steht wohl in den Sternen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die einzelnen Plattformen entwickeln und ob am Ende des aktuellen Jahres noch alle in Betrieb sein – oder ob sogar noch mehr Kanäle dazu kommen werden. Sicher ist jedoch, dass die Kantonspolizei St.Gallen ihrer Strategie treu bleiben wird: Auf etablierten und sich etablierenden Plattformen eine Ansprache-Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger bieten und für verlässliche Informationen aus erster Hand sorgen.

Noch ein Wort zur Community
Die Community (also die Followerinnen und Follower) der Social-Media-Auftritte der Kantonspolizei St.Gallen ist äusserst interessiert, pflegt einen regen Austausch und trägt massgeblich zur erhöhten Sichtbarkeit der Kantonspolizei St.Gallen in der Online-Welt bei. Ein Grossteil dieser Followerschaft begnügt sich mit der Vergabe von Likes und Emojis oder kommentiert mal ein ihnen näherstehendes Thema.

Gewisse Personen fallen jedoch leider auch negativ auf. Insbesondere im Jahr 2024 kam es vermehrt zu grenzwertigen und grenzüberschreitenden Kommentaren – etwa zu Beginn des Jahres im Zusammenhang mit Einschleichdiebstählen in Fahrzeuge durch Asylbewerbende aus den Maghrebstaaten oder gegen Ende des Jahres während einer Häufung von Einbrüchen. Das Management-Tool der Kantonspolizei St.Gallen erlaubt es, Kommentare plattformübergreifend mitzulesen und wo nötig gar einzugreifen. Das Tool erlaubt auch das automatische Herausfiltern von grenzüberschreitenden Ausdrücken. Die Liste wurde leider im Jahr 2024 immer länger. Die Kantonspolizei St.Gallen setzt dabei die Regeln ihrer Netiquette durch und hat auch im Jahr 2024 in gewissen Fällen die Prüfung einer Strafverfolgung in die Wege geleitet.

Wir möchten uns zum Schluss aber auf das Positive fokussieren: Immer wieder zeigen Userinnen und User Online-Zivilcourage, indem sie unangebrachte Äusserungen hinterfragen und darauf hinweisen. Gewisse Userinnen und User sind fast schon alte Bekannte geworden – sie sind in einer positiven Art aktiv oder schreiben dann und wann nette Worte per Direktnachricht. So macht Social-Media-Arbeit noch mehr Freude. Danke!