Einblicke eines vermeintlichen Zahlenjongleurs

Polizist bei einer Polizeistation am Bodensee. Danach eine einjährige Stage beim Regionalen Ermittlungs-, Fahndungs-, und Jugenddienst in Thal. Und nun Mitarbeiter bei der Abteilung Wirtschaftsdelikte: Dies der Werdegang unseres Mitarbeiters R.B. Er ermöglicht uns in diesem Artikel einen spannenden Einblick in seine Arbeit und zeigt dabei auf, mit welchen Arbeiten er sich in der Abteilung Wirtschaftsdelikte konfrontiert sieht.

Kaum das Büro bezogen, wurde ich in ein grösseres Ermittlungsverfahren eingespannt und integriert. Dadurch konnte ich früh die Arbeitsweisen meines Vorgesetzten sowie meiner Kolleginnen und Kollegen kennenlernen, was ich beim Dazukommen zum bestehenden Team als wichtig empfand.

Die meisten Fälle innerhalb der Abteilung Wirtschaftsdelikte werden selbständig und in Einzelarbeit bearbeitet. Dennoch ist es sehr hilfreich und der Arbeit zuträglich, wenn das Zusammenwirken der Kräfte bei komplexeren oder grösseren Verfahren aufeinander abgestimmt und ausgerichtet ist. Ich bin der ganzen Abteilung für die Einführung und die Aufnahme ins Team sehr dankbar.

Natürlich gründet nicht jeder Wirtschaftskriminelle eine Bank, um sich zu bereichern. Viele begnügen sich mit der einfacheren Variante und gründen eine Kapitalgesellschaft (AG, GmbH) oder nehmen Einsitz in ein solches Konstrukt. Damit wollen sie sich – meist auf Kosten Dritter – bereichern. Der dadurch verursachte Schaden durch die Kriminellen ist immens; sowohl in finanzieller als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die erwirkten Deliktserlöse belaufen sich nicht selten auf mindestens sechsstellige Beträge.

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Arbeit bei der Abteilung Wirtschaftsdelikte keinesfalls eintönig. Genauso wenig ist sie geprägt vom Jonglieren mit Zahlen aus Bilanz und Erfolgsrechnung, wenngleich ein Interesse und Kenntnisse in Sachen Buchhaltung von Nutzen sind. Auch Kenntnisse zum Gesellschaftsrecht (Obligationenrecht (OR), Art. 530 ff.) sind bei der täglichen Arbeit Voraussetzung, um die Wirtschaftsdelikt-Fälle bearbeiten zu können. Die teils anspruchsvollen und komplexen Sachverhalte rund um die Straftatbestände Misswirtschaft, Geldwäscherei und viele andere Delikte bedürfen einer sorgfältigen Einarbeitung. Weiter ist eine enge Absprache mit der Verfahrensleitung (im Normalfall die Staatsanwaltschaft) notwendig, um die spärlichen Ressourcen zielgerichtet und effizient einzusetzen.

Glücklicherweise gehören die Zeiten, in denen noch massenweise Kartonschachteln mit Ordnern nach Durchsuchungen eingeladen werden mussten aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung der Vergangenheit an. Inzwischen werden diese Daten auf Datenträgern gespeichert oder von der Abteilung IT-Forensik und Cybercrime (IFC) der Kantonspolizei St.Gallen vor Ort anlässlich des Zwangsmassnahmenvollzugs gesichert.

An der jetzigen Tätigkeit bei der Kantonspolizei St.Gallen schätze ich insbesondere den Freiraum beim Gestalten der Ermittlungen, den engen Kontakt zur Verfahrensleitung und die angenehme Zusammenarbeit in einem zahlenmässig kleinen Team. Des Weiteren ist auch der Kontakt zu anderen Fach- und Unterstützungsdiensten bei der täglichen Arbeit eine Bereicherung. Dazu gehören beispielsweise die IFC sowie die Kriminalanalyse.

Die Arbeit der Abteilung Wirtschaftsdelikte wird sich mit der fortwährenden Digitalisierung, der Entwicklung rund um künstliche Intelligenz und vielen anderen neuen Kriminalitäts- und Betrugsformern weiterhin sehr stark wandeln. Ich wäre sehr gespannt, wie der Einblick in die Arbeit dieser spannenden Abteilung in zwanzig oder dreissig Jahren aussehen wird. Ich meinerseits nehme die fesselnden Aufgaben, die auf mich in meiner Tätigkeit zukommen werden, gerne in Angriff.