
Gender Diversity
«Gender Diversity» – ist dieses Ziel bei einer stark hierarchisch gegliederten Polizei überhaupt umsetzbar? Sind wir bereit für einen zeitgemässen Umgang mit Genderneutralität und Gleichstellung? Und hat die Kantonspolizei St.Gallen genügend Frauen im Korps? Auf die ersten beiden Fragen lautet die Antwort klar «Ja».
Genügend Frauen im Korps hat die Kantonspolizei St.Gallen aktuell noch nicht. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, hat sie aber bereits mit der Umsetzung von Massnahmen begonnen, welche im Rahmen eines umfangreichen Projekts erarbeitet wurden. Im Fokus stehen dabei folgende drei Kernziele:
- Mehr Polizistinnen im Korps der Kantonspolizei St.Gallen
- Mehr Frauen in Führungsfunktionen
- Mehr gemischte Teams auf allen Hierarchieebenen
Das Projekt «Gender Diversity» war in zwei Phasen unterteilt: Ziel der ersten Phase war es, einen Massnahmenplan vorzustellen. In der zweiten Phase, welche 2021 startete und im Sommer 2022 abgeschlossen werden konnte, wurde mit der Umsetzung des Massnahmenplans begonnen. Umfangreiche Abklärungen, Recherchen, Grundsatzüberlegungen, Gespräche mit Mitarbeitenden sowie zielführende Rückmeldungen verschiedenster Bedürfnisse standen im Zentrum. Daraus kristallisierten sich zehn Massnahmen zur Erreichung des Ziels «Gender Diversity» heraus. Folgende Massnahmen befinden sich in der Umsetzung oder wurden bereits umgesetzt:
- Polizeiaspirantinnen gezielter rekrutieren.
- Frauen im Fokus der Kommunikation: Das Bild der Frau bei der Polizei stärken.
- Anreizsystem in Form von Zeitguthaben für eine erfolgreiche Anwerbung von Männern und Frauen in die Polizeischule aufbauen.
- Laufbahnplanung im Entwicklungsgespräch jährlich ansprechen – insbesondere jene von Frauen.
- Unabhängiges kantonales Beratungsangebot für Gleichstellungsfragen schaffen.
- Thema «Gender» als Anlässe aufbauen oder in Anlässe integrieren.
- Teilzeitmöglichkeit und Jobsharing in Stellenausschreibungen stets sichtbar publizieren.
- Teilzeitarbeit in möglichst vielen polizeilichen Funktionen ermöglichen.
- Arbeitspensum für Weiterbildungen und Sonderfunktionen als irrelevant betrachten.
- Neues Auffrischungs- und Einstiegsprogramm für Rückkehrende, Übertretende und Neueintretende anbieten.
Diese Massnahmen schaffen Transparenz sowie Klarheit und sollen in sämtlichen Hierarchiestufen als neue Normalität gelebt werden. Zu Beginn der Polizeilaufbahn ist der Frauenanteil bei der Kantonspolizei St.Gallen seit Jahren erfreulich hoch, was einer erfolgreichen Personalgewinnung und Werbekampagne zu verdanken ist. Als Beispiel: Im Polizeischuljahrgang 2022/2024 stehen elf Aspiranten neun Aspirantinnen gegenüber.
Kann der hohe Frauenanteil über die Jahre hinweg gehalten werden? Auch mit dieser Frage befasste sich das aus Männern und Frauen bestehende Projektteam. Nicht einfach Frauen, sondern deren Karrieren werden gezielt gefördert. Bis diese Massnahmen Früchte tragen, braucht es einerseits Zeit und andererseits einen Kulturwandel. Die Kantonspolizei St.Gallen hat erkannt, dass sich das Frauenbild korpsintern ändern muss und steuert dies mit den vorgenannten Massnahmen an. Hierbei gilt ein wichtiger Grundsatz: Gender betrifft alle – Frauen und Männer. Beide Geschlechter profitieren zukünftig von den Massnahmen.
Gender Diversity, auf gut deutsch geschlechtliche Vielfalt, beschreibt weitaus mehr als nur den Frauenanteil in Organisationen. Als angestrebte Lösung spricht man heute von gemischten Teams, die es in ihrer Anzahl und mit stetem Fokus auf die Gleichstellung zu erhöhen gilt. Die heutige Struktur und damit unsere jetzigen Rahmenbedingungen sind bei der Kantonspolizei St.Gallen mit Blick auf Gender Diversity moderner als erwartet. Eines der grössten Entwicklungsfelder ist beispielsweise die Errungenschaft von Teilzeitarbeit. Im Spannungsfeld der 24-Stunden-Gesellschaft ist dies für ein Polizeikorps gar nicht so einfach umsetzbar – und trotzdem bei der Kantonspolizei St.Gallen nicht mehr wegzudenken in einer modernen Arbeitswelt.
Es geht nicht nur darum, die Anzahl unserer Mitarbeiterinnen zu erhöhen und ihnen Führungspositionen zu ermöglichen, sondern auch darum, den Mitarbeitenden als Folgeeffekt die Frage zu stellen, wie wir Frauen in ihren Funktionen erfolgreich machen können. Sie sollen schliesslich bei der Kantonspolizei St.Gallen bleiben und sich weiterentwickeln. Davon profitieren auch Männer, welche heutzutage ebenfalls hohe Ansprüche an ihre Arbeit stellen. Stichwörter, die hier von Relevanz sind, sind etwa die Verträglichkeit von Beruf und Familie, Teilzeitarbeit, Entwicklungsmöglichkeiten und vieles mehr. Die Kantonspolizei St.Gallen möchte im Bereich Diversity nachhaltig sein und sich den Herausforderungen zur Erreichung der anfangs erwähnten drei Hauptziele stellen. Der Wandel ist bereits im Gange.