Die Polizeitaucher – Oftmals zählt jede Minute

Die Polizeitaucher der Kantonspolizei St.Gallen rückten im Kalenderjahr 2022 an insgesamt 21 Einsätze aus. Strukturell konnte mit dem Abschluss des Projekts ‘Tauchen Ostpol’ die Versorgungssicherheit für die Polizeikorps des Ostschweizer Polizeikonkordats optimiert werden. Mit der Schaffung der Fliesswasserrettung Ostschweiz (FLWR Ost), an welcher sich die Polizeitaucher der Kantonspolizei St.Gallen beteiligen, konnte die Versorgungslücke der nicht betreuten Gewässer geschlossen werden.

Die Kantonspolizei St.Gallen verfügte per 31. Dezember 2022 über 13 Polizeitaucher. Acht Mitarbeitende decken das Gebiet Nord mit Basis Polizeistützpunkt Thal ab und fünf weitere Taucher das Gebiet Süd mit Basis beim Polizeistützpunkt Mels.

Bild 1: Einsätze der Polizeitaucher der Kantonspolizei St.Gallen im Jahr 2022

Die Taucher können für Aufgaben in Seen und fliessenden Gewässern eingesetzt werden. Ferner können sie die Alpine Rettung bei der Suche nach Personen unterstützen, indem sie in wasserführenden Schluchten (Canyons) in den Wasserbecken tauchen.

Die originären Aufgaben der Polizeitaucher sind:

Suche nach Personen und Sachen in Seen und Flüssen

Bergung von Personen im Wasser

Bergung von Gegenständen und Fahrzeugen aus dem Wasser

Unterstützung der Abteilung Forensik bei der Dokumentation und Spurensicherung sowie bei Asservierungen unter Wasser

Unterstützung der sachbearbeitenden Polizisten bei Tauchunfällen (Fachbericht)

Kontrollarbeiten mit Polizei-/Fallbezug oder im Auftrag von Ämtern

Tauchen Ostpol

Bis zum 30. September 2017 verfügten fünf der neun Polizeikorps im Ostschweizer Polizeikonkordat über Polizeitaucherinnen und Polizeitaucher. Der Soll-Bestand lag damals bei 43 Tauchern. Nach der Auflösung der Polizeitaucher der Kantonspolizei Graubünden am 30. September 2017 und der Tauchergruppe der Stadtpolizei St.Gallen per 31. Dezember 2021 verfügten nur noch drei Korps im Ostpol über eigene Taucherinnen und Taucher. Insbesondere die Taucher der Kantonspolizei St.Gallen leisteten in der Vergangenheit regelmässig Einsätze zugunsten anderer Polizeikorps ohne eigene Taucherinnen und Taucher. Mit der Schaffung von «Tauchen Ostpol» bilden die Tauchergruppen der Kantone Thurgau, St.Gallen und Schaffhausen nun das Miliz-Kompetenzzentrum. Eine Leistungsvereinbarung sowie das Organisations- und Einsatzkonzept regeln den Einsatz der Polizeitaucherinnen und Polizeitaucher zugunsten der anderen Polizeikorps des Ostschweizer Polizeikonkordats, welche über keine eigenen Taucherinnen und Taucher verfügen.

Fliesswasserrettung Ostschweiz (FLWR Ost)

Personenrettungen aus Fliessgewässern gehören ähnlich den Personenrettungen bei Lawinenereignissen zu den «Königsdisziplinen» im Rettungswesen. Jede Minute zählt. In diesem Bereich wurde nun eine neue Organisation definiert.

Die Kantonspolizei St. Gallen, die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) Mittelrheintal und die Alpine Rettung Ostschweiz (ARO) haben gemeinsam die Koordination im Fall von Personenrettungen aus Fliessgewässern in den Ostschweizer Kantonen St.Gallen, Appenzell Innerrhoden sowie Appenzell Ausserrhoden definiert. Die neue Lösung verbessert die Effizienz im Rettungsprozess.

Die Rettung von verunfallten Personen aus Fliessgewässern stellt aufgrund der Dringlichkeit sowie der benötigen Spezialkenntnisse und Ausrüstungen eine grosse Herausforderung dar. Die FLWR Ost zählt derzeit 30 Retterinnen und Retter, welche den oben erwähnten Trägerorganisationen angehören.

Aufgebot via Rega – Koordination via App

Bild 2: Die Alarmierung der FLWR Ost erfolgt über die App «Alpine Rescue Mission Control (ARMC)» durch die Rega. Dies erlaubt es, die Fliesswasserretter/-innen nach dem Next-Best-Prinzip zu disponieren.

Einsatzgebiet / Aufgaben

Das Einsatzgebiet der FLWR Ost erstreckt sich über die Kantone AI, AR und SG. Die FLWR Ost kann für sämtliche Notfälle in Flüssen und Seen aufgeboten werden. Vorbehalten bleiben grössere, durch die Seerettungsdienste betreute Seen wie der Bodensee, der Walensee sowie der obere Zürichsee. Die 30 Retterinnen und Retter sind dezentral über das gesamte Gebiet verteilt und können via HEZ (Helikopter-Einsatzzentrale der Rega) über die App nach dem Next-Best-Prinzip aufgeboten werden. Ferner können die Einsatzkräfte bei Bedarf auch mittels Helikopter zum Einsatzort transportiert werden, zum Beispiel bei schlecht zugänglichen Seen wie Bergseen.

Bild 3: Das Einsatzgebiet der FLWR Ost erstreckt sich über die Kantone AI, AR und SG.

Zu den Aufgaben gehören:

Personenrettungen

Sucheinsätze im Fliessgewässer

Technische Hilfeleistungen

Eisrettung

Synergien genutzt

Die FLWR Ost ist keine neue, eigenständige Organisation, sondern setzt sich aus den Vertreterinnen und Vertretern der drei Trägerorganisationen zusammen. Die Ausbildungsverantwortung für die einzelnen Fliesswasserretterinnen und Fliesswasserretter liegt bei der jeweiligen Trägerorganisation. Um im Einsatz zusammenarbeiten zu können, wurden jedoch einheitliche Kompetenzen festgelegt, über welche die Fliesswasserretterinnen und -retter verfügen müssen. Die Zusammenarbeit wird auch über die Trägerorganisationen hinaus, beispielsweise zusammen mit den örtlichen Feuerwehren, trainiert.

Einer der wohl grössten Vorteile dieser Lösung ist die implizite Verfügbarkeit von Spezialwissen aus den drei Trägerorganisationen. Alle involvierten Partner sind bestens vernetzt, was bei der Bewältigung von Einsätzen von grossem Vorteil ist.