Die falsche Art der Konfliktlösung

Jugendliche und junge Erwachsene sind nicht immer fähig, einen Streit mit Worten zu lösen. Besonders gefährlich wird es dann, wenn gefährliche Gegenstände ins Spiel kommen. Waffen, gepaart mit jugendlichem Leichtsinn sowie Alkohol- und Drogenkonsum ergeben eine explosive Mischung. Die Kantonspolizei St.Gallen wirkt solch fatalen Situationen mit gezielten Kontrollen entgegen.

Der öffentliche Raum ist für Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Ort, wo man sich trifft. Diese Treffpunkte bieten sich als Forum an, um neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen. Der Zugang zu diesen Plätzen soll den jungen Menschen nicht verwehrt werden, damit sie sich im sozialen Bereich weiterentwickeln und wichtige Erfahrungen sammeln können. Der «Ausgang» ist ein essentieller Teil des Erwachsenwerdens.

Eine unerwünschte Begleiterscheinung dabei ist, dass auch Konflikte untereinander entstehen können. Worte, manchmal in rauerem Ton, gehören in diesem Kontext dazu. Teilweise muss zudem registriert werden, dass mit Worten allein die schwelenden Konflikte und Auseinandersetzung der jungen Menschen nicht gelöst werden. In einigen Fällen werden als Mittel der Konfliktlösung auch tätliche Übergriffe mit Faustschlägen oder Fusstritten gewählt, die teilweise zu Verletzungen führen. Ein Arztbesuch oder gar der Weg in ein Spital kann für die Opfer die Folge sein. Öfters ist dabei auch Alkohol- und Drogenkonsum im Spiel. Gewisse Auseinandersetzungen haben zudem eine strafrechtliche Komponente und gelangen in der Folge zur Anzeige.

Bei den genannten Gruppierungen ist nun aber teilweise eine Tendenz feststellbar, aus einem falschen Gefühl der Sicherheit Messer und andere gefährliche Gegenstände wie Baseballschläger, Schlagruten, Schlagringe oder in einigen Fällen auch sogenannte Softairwaffen (realistisch erscheinende Schusswaffen) mitzuführen. Dies geschieht sowohl in der Freizeit sowie teilweise sogar an den Schulen. Aus diesem Grund legte und legt die Kantonspolizei St.Gallen ihr Augenmerk bei Kontrollen weiterhin auf Waffen und gefährliche Gegenstände. Auf dem Stadtgebiet von St.Gallen ist die Kantonspolizei für die kriminalpolizeiliche Arbeit verantwortlich, während die Stadtpolizei St.Gallen dort für Ruhe, Sicherheit und Ordnung zuständig ist. Daher sind beide Polizeikorps automatisch mit dem vorliegenden Thema konfrontiert. Die präventiven Massnahmen wurden daher in enger Kooperation der beiden Korps umgesetzt.

Zwar führten die erwähnten Kontrolltätigkeiten tatsächlich dazu, dass bei Jugendgruppen immer wieder solche Gegenstände sichergestellt wurden. Die Anzahl der mitgeführten Schneid- oder Stichwaffen bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ist aber im Verhältnis zur hohen Frequentierung des öffentlichen Raums eher tief. Es ist die Ausnahme, dass Jugendliche unter Verwendung von Messern auch tatsächlich Gewalttaten begehen. Dennoch: Es finden eben doch solche Taten statt. Dies musste auch im Jahr 2022 wiederum festgestellt werden. Darum gilt es, die Thematik trotz nicht massiv steigenden Zahlen von Messerattacken weiterhin aufmerksam zu beobachten und auch in Zukunft entsprechende Präventionsmassnahmen zwingend in die Polizeiarbeit einzubeziehen.


Statistische Beurteilung der Thematik

Bei der nachfolgend abgebildeten Statistik der Jahre 2017 bis 2022 wurde die Gesamtzahl sämtlicher registrierter Raubtatbestände sowie Körperverletzungstaten mit einbezogen, bei denen die Täterschaft Schneid- und Stichwaffen verwendete.

Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zwölf bis zwanzig Jahren werden in der Rolle als Beschuldigte separat in der Statistik ausgewiesen.

Es muss berücksichtigt werden, dass die Registrierung in erster Linie davon abhängt, ob eine Tat bei der Polizei überhaupt zur Anzeige gelangt. Darüber hinaus hängt die Statistik auch davon ab, ob die polizeilichen Ermittlungselemente eine Straftat klären können. Mögliche Trends der Jugendkriminalität lassen sich prinzipiell über die Wege der Hell- und Dunkelfeldstatistiken[1] analysieren.

Diagramm 1: Raub mit Schneid- und Stichwaffen; Gesamtzahl der registrierten Raubtatbestände, bei denen die Täterschaft Schneid- und Stichwaffen verwendete. Stadt St.Gallen (blau) und Rest des Kantons (grün) werden separiert dargestellt.
Diagramm 2: Körperverletzung mit Schneid- und Stichwaffen; Gesamtzahl der registrierten Körperverletzungstaten, bei denen die Täterschaft Schneid- und Stichwaffen verwendete. Stadt St.Gallen (blau) und Rest des Kantons (grün) werden separiert dargestellt.

[1] Hellfeld: Das, was zur Anzeige gebracht wurde und polizeilich bekannt ist; Dunkelfeld: Keine Anzeige, keine Kenntnis der Polizei und somit im “Dunkeln”.
Quellen:
a) Prätor Susanne, Ziele und Methoden der Dunkelforschung, in: Eifler Stefanie/Pollich Daniela (Hrsg.), Empirische Forschung über Kriminalität. Methodologische und methodische Grundlagen, Wiesbaden 2015, 31ff.
b) Prof. Dr. Dirk Baier: Die Entwicklung der Jugendkriminalität aus kriminologischer Sicht – Steigt die Jugendgewalt?