Projekt Gender Diversity

Das Bild des schnauztragenden Polizisten in Lederstiefeln ist schon lange passé. Mittlerweile ist das Korps der Kantonspolizei St.Gallen wohl so divers wie die Gesellschaft selbst. Tatsächlich? Mitnichten, denn gerade Frauen sind bei der Kantonspolizei St.Gallen deutlich untervertreten. Dies wurde zurecht von der Politik und der Polizeiführung erkannt. Die Kantonspolizei St.Gallen wirkt diesem Ungleichgewicht mit gezielten und durchführbaren Massnahmen entgegen. Die Chancengleichheit ist das oberste Ziel.

Ausgangslage – Betrachtet man den Frauenanteil der Kantonspolizei St.Gallen in statistischen Zahlen, so stechen die Relationen sofort heraus. Aus der Statistik in Abbildung 1 ist ersichtlich, dass der Gesamtanteil aller Frauen, die bei der Kantonspolizei St.Gallen angestellt sind, bei niedrigen 21 Prozent liegt. Bei den Frauen, die als Polizistinnen angestellt sind, macht der Anteil sogar nur rund 14 Prozent aus. Im Kader der Polizistinnen gibt es gerade mal sieben Frauen. Diese sind jedoch alle im niedrigen und mittleren Kader zu finden. Im höheren Kader und auf Stufe Geschäftsleitungsmitglied sind keine Frauen vertreten.


Frauenanteil bei der Kantonspolizei St.Gallen als Diagramm dargestellt

Abbildung 1: Frauenanteil bei der Kantonspolizei St.Gallen (Stand 23.12.21, Quelle: Eigene Darstellung)

Ziele – Der Frauenanteil in unserem Polizeikorps ist bescheiden und im Kader marginal. Aussagen der Politik und der Polizeiführung, den Frauenanteil generell und im Besonderen in den Führungspositionen erhöhen zu wollen, sind richtig und wichtig; sie allein vermögen aber das Problem nicht zu lösen. Dazu braucht es konkrete Massnahmen und damit verbunden einen Kultur- und Sinneswandel beider Geschlechter.

Mit dem internen Projekt «Gender Diversity» wurden respektive werden konkrete Massnahmen geprüft, beschlossen und umgesetzt. Ziel ist es, mehr Polizeiaspirantinnen und damit mehr Polizistinnen zu gewinnen, mehr weibliche Führungskräfte zu entwickeln und mehr gemischte Teams auf allen Hierarchieebenen zu formen.

Lösungsansätze – Das Projekt «Gender Diversity» ist in zwei Phasen unterteilt: Ziel der Phase 1 war es, einen Massnahmenplan vorzustellen. In der Phase 2, welche im Oktober 2021 startete, wird mit der Umsetzung des Massnahmenplans begonnen. Die Umsetzung aller Massnahmen wird über die nächsten Jahre gesteuert. Erfolge sind in wenigen Jahren zu erwarten. Es folgt ein Überblick der konkreten Massnahmen:


An Infoveranstaltungen werden Interessentinnen von Polizistinnen gezielt angesprochen.


In den Social-Media-Kanälen der Kantonspolizei St.Gallen werden Polizistinnen noch präsenter gemacht, um das Bild der Polizistin zu zementieren.


Mitarbeitenden der Kantonspolizei St.Gallen soll eine Prämie vergütet werden, wenn sie es schaffen, kompetente Aspirantinnen und Aspiranten zu rekrutieren und diese die Berufsprüfung erfolgreich absolviert haben. Teilzeitarbeit und Jobsharing wird in den Stellenausschreibungen konsequent aufgezeigt.


Die Möglichkeit auf Teilzeitarbeit soll in den meisten Funktionen gegeben sein. Diese Möglichkeit soll auch in einem 24 Stunden Betrieb zur Normalität werden. Die Höhe des Arbeitspensums wird für die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Weiterbildung irrelevant sein.


Das kantonale Kompetenzzentrum für Integration und Gleichstellung (KIG) wird polizeiintern bekannter gemacht, indem eine Partnerschaft entsteht. Das KIG steht bei Gleichstellungsfragen beratend zur Seite.


Das Thema Gender Diversity wird in internen Anlässen thematisiert, um Mitarbeitende und insbesondere Führungskräfte zu schulen und sicherzustellen, dass die gewünschte Kultur entsprechend gelebt und alte Muster abgelegt werden.


Künftig wird die berufliche Entwicklung von Polizistinnen und Polizisten in einem jährlich stattfindenden Entwicklungsgespräch vertieft und in der Geschäftsleitung diskutiert. Die Fortschritte und der Werdegang, insbesondere von entwicklungsbereiten und fähigen Polizistinnen, werden verfolgt.


Für Rückkehrende in den Polizeiberuf wird ein spezielles Wiedereinstiegsprogramm angeboten, welches sicherstellt, dass eine Wissensauffrischung stattfindet und um allfällige Hürden für den Wiedereinstieg abzubauen.


Als letzte Massnahme, nach Umsetzung der vorangegangenen Punkte, wird ein Mitglied der Geschäftsleitung jeweils für eine Dauer von zwölf Monaten als Gender-Botschafterin oder Gender-Botschafter eingesetzt. Ihr sicht- und spürbares Vorleben der Gender Werte sollen alle Mitarbeitenden sensibilisieren und inspirieren.


Erwartungen – Die aufgeführten Massnahmen sollen den damit verbundenen Kulturwandel fördern und Hürden abbauen. Gender Diversity bedeutet, dass sich die Mitarbeitenden der Kantonspolizei St.Gallen an den Wandel der Zeit anpassen und von den daraus resultierenden Verbesserungen profitieren. Es ist an der Zeit, nun definitiv und höchst fokussiert zu beginnen, den Polizeiberuf für Frauen noch zugänglicher und attraktiver zu gestalten.