Für den Ernstfall gewappnet – Katastrophenübung Kleinflugzeugabsturz

Das Kompetenzzentrum Forensik hat am 18. August 2021 eine Ausbildung in der Schadenplatzbearbeitung im Katastropheneinsatz durchgeführt. An der Schulung nahmen Mitarbeitende des Kriminaltechnischen Dienstes (KTD), der Brand- und Spezialfälle (BSF) und der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) teil. Simuliert wurde ein Kleinflugzeugabsturz im Bereich Durschlegi in Amden.

Bei einem Grossereignis stehen Spezialistinnen und Spezialisten des KTD und des BSF sowie externe Kräfte im Einsatz. Eine wirkungs- und vertrauensvolle Zusammenarbeit ist bei der Bewältigung einer Gefahrenlage entscheidend. Damit das Zusammenspiel aller Beteiligten im Ernstfall gut funktioniert, müssen die Einsatzkräfte die einzelnen Arbeitsschritte kennen, die Aufgabenteilung verstehen und gemeinsam am Schadenplatz Erfahrungen sammeln. Nebst all dem bot die Schulung die Möglichkeit, die Strukturen zur Bewältigung einer grossen Schadenslage einem Belastungstest zu unterziehen. Die Ausbildung begann am Morgen mit einem Theorieteil auf dem Polizeistützpunkt in Schmerikon. Der Leiter des Kompetenzzentrum Forensik, Andreas Rippert, führte in den Aufgabenbereich des KTD und BSF ein. Die Organisatoren der Schulung stellten allen Teilnehmenden die Grundlagen der Ereignisbewältigung vor.

Ausgangslage – Todesopfer, Flugzeugteile, Kleider – all das wurde für das Fallszenario in Amden supponiert. Ein Flugzeug mit fünf Passagieren und einem Piloten war in der Region Durschlegi abgestürzt. Auf diesem Fallbeispiel basierte die praktische Umsetzung der Ereignisbewältigung am Nachmittag.

Rollen- und Aufgabenverteilung ­– Zu Beginn galt es, die Rollen und Aufgaben zu verteilen. Für die Koordination eines solchen Ereignisorts wird jeweils eine Spezialistin oder ein Spezialist des KTD oder BSF ernannt. Diese Person bietet bei Bedarf zusätzliche Einsatzkräfte auf, delegiert die Arbeiten und hält den Sachbearbeitenden des KTD und BSF am Ereignisort den Rücken frei, so dass diese den Schadenplatz ungestört bearbeiten können. Auf einem grossen Schadenplatz werden die Spezialist/-innen des KTD und BSF in verschiedene Einsatzgruppen eingeteilt. Innerhalb dieser Gruppe werden dann die Aufgaben untereinander vergeben. Sobald die Bergung im alpinen Gelände gewisse Anforderungen mit sich bringt, werden Spezialistinnen und Spezialisten der Alpinen Einsatzgruppe beigezogen.

Drohne ­Als Nächstes waren die Brand- und Spezialfallspezialistinnen und -spezialisten gefragt, denn zu ihren Aufgaben gehört es, sich einen Überblick über den Schadenplatz zu verschaffen. Seit etwa drei Jahren werden dafür Drohnen eingesetzt. Mit diesen wurde in Amden das Gelände überflogen, mit einem 3D-Scan der Schadenplatz vermessen und Foto- sowie Videoaufnahmen gemacht. Ein solcher Aufklärungsflug liefert grundlegende Informationen über den Schadenplatz.

Sektoreneinteilung – In einem dritten Schritt teilen die Kriminaltechniker/-innen den Schadenplatz in Sektoren ein. Mit Trassierbändern grenzen sie die Sektoren auf eine Breite und Höhe von ungefähr zehn auf 15 Meter ein. Insgesamt sechs Sektoren ergab der Schadenplatz in Amden. Die Sektoren wurden übersichtshalber mit Tafeln markiert und jeweils einer Gruppe zur Schalonierung zugeteilt. Eine solche Einteilung ermöglicht eine effiziente und strukturierte Abarbeitung.

Schalonierung – Innerhalb dieser Sektoren geht es um die Schalonierung aller Teile – also deren Markierung mit Tafeln. Es wird zwischen Todesopfern oder Leichenteilen, technischen Teilen, besonderem und allgemeinem Streugut unterschieden. Alle geborgenen Teile werden systematisch markiert und deponiert. Je nach Art des Teiles gibt es verschiedenfarbige Tafeln, Etiketten und Bergungsprotokolle, die zu verwenden sind.

Es darf zu keiner Verwechslung bei der Beschriftung und Lagerung der Fundteile kommen, denn das hätte fatale Folgen. Deshalb ist es zentral, dass alle das gleiche Nummerierungssystem anwenden und die Denkweise der anderen Abteilungen verstehen. Die beschrifteten, gesammelten Teile werden nach Abschluss der Schadenplatzbearbeitung den zuständigen Abteilungen für deren Weiterbearbeitung weitergegeben.

Fazit – Durch die Übung konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen, bisherige Arbeitsabläufe hinterfragt und das Einsatzmaterial überprüft werden. All das ist notwendig, um Abläufe und Prozesse auf aktuelle Begebenheiten anpassen zu können. Die Notwendigkeit und Chance einer solchen Schulung bestätigte das positive Feedback der 28 Teilnehmenden. Eine Katastrophenübung in dieser Art soll künftig alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden. Die allfällig angepassten Arbeitsvorgänge und Materialien werden dann jeweils bei der nächsten Übung getestet. Ziel ist es, als eingespieltes Team eine Routine zu erhalten und sich den strukturierten Abläufen stetig bewusst zu sein. Des Weiteren ermöglichte die Schulung einen gegenseitigen Austausch und Einblick in die Fähigkeiten und Arbeitsweisen des KTD, BSF und der Alpinen Einsatzgruppe.

Drohnenaufnahme vom Übungsgelände