Sanitätsausbildung bei der Kantonspolizei St.Gallen

Die Kantonspolizei St.Gallen ist im stetigen Wandel und bemüht, sich den ändernden Umweltbedingungen stets anzupassen. Die Anforderungen an eine Polizistin oder einen Polizisten sind in der heutigen Zeit enorm. Neben Straf-, Prozess- und Strassenrecht, Schiessen, Persönlicher Sicherheit, Rapportwesen, Fachwissen und vielem mehr kommt noch der sehr offen gehaltene Begriff der Ersten Hilfe dazu. Wie kam es dazu und wohin bewegen wir uns?

Hintergrund – In der Polizeilandschaft kennt man Erste Hilfe mehrheitlich unter dem Namen Medic. Was früher den Sondereinheiten vorbehalten war, wird heute sehr erfolgreich auf Stufe Frontpolizei ausgebildet. Unter dem Thema Medic wird alles abgehandelt, was mit medizinischen Massnahmen zu tun hat. In der Vergangenheit wurde die Erste Hilfe von den Stützpunkten oder Polizeistationen und deren Verantwortlichen organisiert. Aufgrund dessen wurden bei der Kantonspolizei St.Gallen verschiedene Ausbildungsniveaus geschaffen und der Graben zwischen den Abteilungen, Regionen und Mitarbeitenden dementsprechend immer grösser. Um dem entgegenzuwirken, wird heute die Erste Hilfe zentral in direkter Zusammenarbeit mit der Rettung St.Gallen von den Einsatztrainern koordiniert und ausgebildet. Die Kantonspolizei St.Gallen hat sich entschieden, den Spagat zwischen dem Basic Life Support (BLS, grundlegende Lebenserhaltung) und dem Algorithmus (XABCDE) für traumaverletzte Personen zu wagen.

Algorithmus (XABCDE)

X:    eXtreme Blutungen stoppen

A:    Atemweg freimachen

B:    Brustkorbverletzungen abdecken

C:   Controlle aller Blutungen

D:   Defizite Nervensysteme

E:    Ergänzende Massnahmen

Das Ziel bei verletzten Personen soll immer die schnellstmögliche Übergabe an den zivilen Rettungsdienst sein.

Zusammenarbeit – Die Gruppe Einsatztraining ist unter anderem für das Erkennen von Bedürfnissen der Frontpolizei und deren Ausarbeitung verantwortlich. Der Leiter der Gruppe Einsatztraining steht im regen Austausch mit der Rettung St.Gallen, allen voran mit deren Leiter Externes Schulwesen. Dieser ist auf Seite der Sanität verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der Ausbildung und ist medizinischer Berater für alle Fragen und Konzepte. Mit dieser Zusammenarbeit ist es gelungen, in nur einem Jahr die Frontmitarbeitenden im Themenfeld einer Reanimation mit Defibrillator und dem für traumaverletzte Personen wichtigen Algorithmus XABCDE zu schulen.

Philosophie der Ausbildungsblöcke – In erster Linie werden die Bedürfnisse der Regionalpolizei aufgenommen und mit den Möglichkeiten abgeglichen. Die Ausbildung 2021 hat die Thematik der traumaverletzten Personen aufgenommen. Das Thema wurde einer Umfrage im Korps aus dem Jahr 2020 entnommen, bei welcher das Bedürfnis der Behandlung von Schnitt- und Stichverletzungen sowie extremen Blutungen gestellt wurde.

In enger Zusammenarbeit mit der Rettung St.Gallen, insbesondere mit deren Leiter Externes Schulwesen sowie Vertretern des taktisch medizinischen Elements, konnte der weitverbreitete Algorithmus flächendeckend ins Korps gebracht werden. Der in der Polizei bestbekannte Algorithmus XABCDE erlaubt es, Verletzungen, die ohne sofortige Behandlung zum Tod führen können, mit einfachen Mitteln zu behandeln. So soll der Tod oder eine Verschlechterung des Zustands der verletzten Person verhindert oder verzögert werden.

Ausblick Material – Um auf die sich schnell verändernde Umwelt und deren Anforderungen einzugehen, wurde das vorhandene Sanitätsmaterial einer Überprüfung unterzogen. Treu dem Prinzip der Synergien-Nutzung wurden Erfahrungen der Sanität, Vertretern der Interventionseinheit St.Gallen sowie weiteren Polizeikorps der Schweiz genutzt, um eine bestmögliche Ausrichtung und Auswahl zu garantieren. Von der Leitung der Hauptabteilung Sicherheitspolizei wurde genehmigt, dass die Regionalpolizei Zugang zu den notwendigen Materialien bekommt.

Ausblick Ausbildung – Wie in vielen anderen Bereichen entwickeln sich die hier beschriebenen Themenbereiche aufgrund von Erkenntnissen aus dem Einsatz ständig weiter. Um zu gewährleisten, dass die Anwenderinnen und Anwender stets auf dem aktuellen Stand sind, werden diese Thematiken künftig jedes Jahr anlässlich des Einsatztrainings geschult. In den ungeraden Jahren sollen Themen aufgegriffen und flexibel auf die Wünsche sowie auf das Arbeitsumfeld der Frontpolizei eingegangen werden. Die Einsatztrainer sehen sich als Dienstleister, die zugunsten der Mitarbeitenden arbeiten. Die Kantonspolizei St.Gallen ist stets bemüht, Neuerungen in der Polizeilandschaft aufzunehmen und bei Notwendigkeit ins Korps einzubringen. Man wird der Umwelt zwar nicht unbedingt einen Schritt voraus sein, aber den Anschluss wird die Kantonspolizei St.Gallen somit garantiert nicht verpassen.